Restauration einer SlimDevices Squeezebox2

Oder: Werde ich das schaffen?

Vor einiger Zeit stolperte ich in Ebay über eine Auktion eines Squeezebox 3er Sets. Dabei war auch eine SlimDevices Squeezebox2. Ausgerechnet diese hatte es mir besonders angetan - und das obwohl sie schon optisch nicht mehr sehr ansehnlich war.

Vorher:

Nachher:

Wie man auf den Bildern sehen kann ist aus der Oberfläche der Squeezebox2 der Weichmacher ausgetreten. Das Gehäuse fühlte sich klebrig an und sah dadurch irgendwie verstaubt aus.

An meiner guten alten Canon EOS hatte ich dasselbe Problem an den Griffen. An der EOS konnte ich das Problem beseitigen indem ich den Weichmacher mit Isopropanol und Microfasertüchern entfernt habe. Zurück blieb ein glänzender Griff der zwar nicht mehr so griffig, dafür aber auch nicht mehr klebrig war. Der Versuch die Squeezebox2 mit Isopropanol zu verschönern führte dazu, dass sie nun endgültig grottig aussah!

Nun war mein Ehrgeiz geweckt und ich setzte mir das Ziel die Squeezebox2 in neuem Glanz zu erstrahlen zu lassen.

Eines ganz klar vorweg: Ich beschreibe hier den Weg den ich gegangen bin um an das Ziel zu kommen. Das Ziel war hierbei keine originalgetreue Restauration, sondern eine schöne Squeezebox2 die dem originalen Zustand ähnelt. Das ganze Projekt rechnet sich nicht finanziell - für mich war es mehr eine Herausforderung. Also: Nachmachen auf eigene Gefahr ich übernehme keine Haftung!

Was wird gebraucht?

  • Allzweckreiniger
  • Microfaser Spültücher
  • Latex Handschuhe
  • Eine Wasserschüssel zum einweichen
  • Schleifpapier ab Körnung 600 ansteigend - je feiner je besser
  • Kunststoffkleber aus dem Modellbahn-Gebäudebau
  • Kunststoffspachtel aus dem Modellbau
  • Kunststoff Primer in der Sprühdose aus dem Baumarkt oder dem Modellbau
  • Schwarzer, matter Sprühlack aus dem Modellbau
  • Transparenter, matter Sprühlack aus dem Modellbau
  • Inkjet Water Sliede Decal Paper in Weiß (Wasserschiebe Transferfolie)
  • Sprühfilm Firnis zum Imprägnieren von Gemälden
  • Dünnes doppelseitiges Klebeband

Ein Gehäuse geht baden

Zunächst wollte ich die Schicht des ausgetretenen Weichmachers entfernen. Nur wie?

Bei der Restauration von Commodore Computern hat ein mehrtägiges Bad in gewöhnlichen Allzweckreiniger gute Dienste geleistet. Also habe ich die Squezebox2 zerlegt und die Elektronik ausgebaut. Danach weichte ich das Gehäuse in lauwarmem Wasser mit dem Zusatz von Allzweckreiniger ein.

Immer, wenn ich an der Schüssel vorbei kam rubbelte ich das Gehäuse im Wasserbad mit gewöhnlichen Mikrofaser Spültüchern ab (Handschuhe tragen!). Obwohl ich die oberste Schicht recht schnell entfernt hatte behandelte ich das Gehäuse so für weitere 3 Tage.

Nach dieser Prozedur klebte das Gehäuse nicht mehr und auch die Beschriftung war noch vorhanden. Aber leider war es ausgegraut und matt. Nur ganz wenige und kleine stellen waren glatt und glänzten.

Polieren geht über Studieren - Eine dumme Idee

Die wenigen glänzenden stellen brachten mich auf die Idee das Gehäuse zu polieren. Alse her mit der mini Bohrmaschine, den Polierscheiben aus Filz und der Polierpaste.

Zu der Polierpaste des Herstellers des Borers muss ich sagen, dass es hier widersprüchliche Aussagen zur Verwendung mit Kunststoff gibt. Irgendwie wird mal die Eignung für Kunststoffe erwähnt und manchmal halt nicht. Auch die Foren sind voller Widersprüche.

Ich kann nur sagen: Finger weg vom Polieren!

Auch nach langem probieren wurden die glänzenden Stellen nur wenig größer. Beim Probieren hatte ich dann noch eine zu hohe Drehzahl gewählt und mir zusätzlich Dellen in das Gehäuse geschmolzen. Von der Beschriftung auf der Oberseite war auch nicht mehr viel übrig.

Hier fehlt der Schliff

Nachdem nun das Gehäuse noch trauriger aussah ließ ich mich durch Modellbau-Sendungen auf DMAX inspirieren.

Zunächst entfernte ich den Aufkleber auf der Unterseite. Dieser ließ sich einfach entfernen leider war auch der nicht mehr sehr schön.

Nun habe ich das Gehäuse mit der Hand geschliffen. Zunächst mit 600 Körnung und dann immer feiner. Die Unebenheiten habe ich etwas tiefer geschliffen um sie später verspachteln zu können.

Durch die Bearbeitung entstanden an der Frontseite zwei kleine Risse. Diese klebte ich mit Kunststoffkleber wie er im Modellbahn-Gebäudebau verwendet wird. Nach einem Tag Trockenzeit habe ich die geklebten stellen nochmals geschliffen.

Lückenfüller

Die entstandenen Unebenheiten und die geklebten Bruchstellen habe ich mit Kunststoffspachtel aus dem Modellbau aufgefüllt und grob verspachtelt. Die Spachtelmasse ließ ich wiederum einen Tag trocken.

Danach habe ich die gespachtelten Stellen verschliffen. Auch hier begann ich mit einer 600 Körnung und danach immer feiner.

Die Form war wieder hergestellt und das Gehäuse wurde schon etwas ansehnlicher.

Haftung muss her

Beim Lackieren mit Sprühdosen hatte ich bis dato keine guten Erfahrungen gemacht. Daher habe ich diverse Video über das Lackieren angeschaut und das gelernte umgesetzt.

Damit der Lack gut auf dem Gehäuse haftet sollte das Gehäuse mit einem Kunststoff Primer - erhältlich im Baumarkt - vorbehandelt werden. Auch hier gilt:

  1. Geduld und Zeit lassen
  2. Sprühabstand ca. 30 cm
  3. Nicht von oben sprühen, lieber von schräg oben
  4. Kurze Sprühstoße und dabei von rechts nach links und wieder zurück schwenken
  5. Das Gehäuseteil immer wieder drehen und von allen Richtungen Lackieren
  6. Dünne Schichten auftragen und lieber mehrere Schichten - im Falle der Grundierung zwei
  7. Den Raum gut lüften und einem Atemschutzmaske tragen!

Ich habe einen Tisch im Keller in Fensternähe mit Zeitungen ausgelegt. Damit ich nicht von oben sprühen muss habe ich aus einem Karton eine Kulisse (Seitenwände und Rückwand) aufgestellt.

In die Öffnungen der Gehäuseschrauben habe ich von innen große und lange Schrauben vorsichtig angesetzt, damit das jeweilige Gehäuseteil nicht auf dem Tisch aufliegt. Um das Gehäuseteil leichter drehen zu können habe ich es zum Lackieren auf ein Stück Sperrholz gestellt.

Nach der Grundierung konnte ich schon erahnen: Das wird was!

Farbe kommt ins Spiel

Ich habe mich entschlossen das Gehäuse in mattem schwarz zu Lackieren. Hierzu verwendete ich eine 100 ml Spraydose aus dem Modellbau. Unter Beachtung der oberen Punkte habe ich vier dünne Schichten über einen Zeitraum von 3 Tagen aufgetragen.

Die Sprühdose war zwar leer - aber das Gehäuse! Keine Spur mehr von den Unebenheiten und den Brüchen! Ein mattes, samtiges schwarz! Ich war begeistert.

Beschriftung tut Not

Der Aufkleber der Unterseite war zwar noch da, aber er war halt nicht mehr schön anzusehen. Auch das Hersteller Logo auf der Oberfläche verschwand durch das Schleifen und Lackieren.

Hier erinnerte ich mich an längst vergangene Modellbauzeiten als ich mit den Nassschiebebildern gekämpft habe.

Nach kurzer Recherche im Internet fand ich heraus, dass man diese Decals (= Nassschiebebilder) selbst herstellen kann.

Da ich das Gerät ausschließlich für mich und ohne kommerzielle Zwecke oder Hintergedanken restauriere, habe ich kurzerhand mein Grafikprogramm gestartet und den Aufkleber sowie das Hersteller Logo nachempfunden.

Die Motive habe ich mit meinem Farb-Tintenstrahldrucker auf "A4 Inkjet Water Slide Decal Paper" weiß gedruckt.

Das Decal oder Wasserschiebe Transferfolie gibt es in transparent und weiß. Da ein normaler Drucker kein weiß druck kommt hier nur die weiße Ausführung in Frage.

Nach dem Druck muss die Folie gut trocken. Auch hier ist wieder Geduld gefragt.

Da die Tinte des Druckers nicht wasserfest ist müssen die Motive imprägniert werden. Ich habe es zunächst mit mattem, farblosem Lack aus der Sprühdose versucht - leider hielt hier die Farbe dem Wasser nicht stand.

Mit einem Sprühfilm Firnis wie man es zum Imprägnieren von Gemälden verwendet hatte ich Erfolg. Ich habe drei Schichten von dem unsichtbaren Firnis aufgetragen und das ganze einen Tag trockenen lassen.

Nach dem ausschneiden der Motive habe ich sie jeweils für 30 Sekunden in lauwarmes Wasser gelegt. Nach den 30 Sekunden lässt sich die Transferfolie vom Trägerpapier lösen.

Die Stellen auf dem Gehäuse habe ich befeuchtet. Danach habe ich die Transferfolie - entgegen der Anleitung - komplett vom Trägerpapier abgezogen.

Durch die Imprägnierung war das Motiv auf der Trägerfolie recht unempfindlich und im abgezogenen Zustand ließ es sich wesentlich leichter positionieren.

Zum Schluss habe ich das restliche Wasser abtupft. Abreiben ist keine gute Idee!

Und nun? Richtig! Das Ganze ein bis zwei Tage trockenen lassen!

Der krönende Abschluss

Um den Lack und die Beschriftung zu schützen habe ich die Gehäuseteile wiederum mit transparentem, matten Sprühlack aus dem Modellbau versiegelt. Auch hier habe ich wieder vier dünne Schichten aufgetragen - auch diese 100 ml Sprühdose war danach leer.

Zum Schluss habe ich die Gummifüße mit doppelseitigem Klebeband angebracht und neue Schrauben gesucht (die originalen sind spurlos verschwunden - seltsam! Nicht?).

Nach dem Einbau der Elektronik folgte ein kurzer Funktionstest - und die Freude ward groß!

Unter dem Strich

Zugegeben, finanziell rechnet sich das Ganze nicht. Ein Sammlerwert kann ich ebenfalls nicht erkennen und die Materialkosten sind doch recht hoch. Aber ist das nicht immer so mit den Hobbies? Der Weg ist das Ziel und das Ergebnis die Belohnung.

Ich freue mich über die schöne Squeezebox2 und halte nach dem nächsten Projekt Ausschau!

Ach so! Mir fehlt noch die Passende Fernbedienung.. Also wenn Du noch eine übrig hast würde ich mich über ein Angebot freuen!

Weitere Bilder

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